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Aus Liebe zu Tradition und Handwerk

Renovierung Nachdem Paul Bruckmann die Mühle in Lonnerstadt erworben hat, nehmen die Arbeiten an der Mühle langsam Gestalt an. Zur Zeit wird ein neuer Mühlstein bearbeitet und anschließend eingesetzt.

Es gab Zeiten, da Mühlen noch nicht in erster Linie Postkartenidyllen schmückten.

Um das Jahr 1900 waren in Deutschland noch rund 20 000 Mühlen in Betrieb. Das große Mühlensterben setzte erst in den 1970er Jahren ein, als der Staat üppige Stilllegungsprämien gewährte und den Niedergang der deutschen Mühlenlandschaft bewusst beschleunigte.

Auch die Mühle in Lonnerstadt fiel im Jahr 19080 dieser Entwicklung zum Opfer und musste ihren Betrieb schließlich einstellen. Sie wäre heute nichts anderes als ein weiteres verwittertes Denkmal einer untergegangenen Industrieepoche, hätte diese betrübliche Aussicht nicht Paul Bruckmann auf den Plan gerufen. Anfang des Jahres kaufte er deshalb die Mühle für einen Betrag, „der für die Öffentlichkeit nicht bestimmt ist.“

Von Kindesbeinen an schlug die Mühle den gebürtigen Lonnerstadter in ihren Bann. Es fällt Bruckmann jedoch schwer, die Faszination, die Mühlen zeitlebens auf ihn ausgeübt haben, in Worte zu fassen:„Es geht etwas Besonders von ihnen aus. Vielleicht, dass sie früher immer der Mittelpunkt des Dorflebens gewesen sind“, spekuliert Bruckmann. Nach der Schule jedenfalls kam für ihn kein anderer Beruf als der des Mühlenbauers in Frage. Heute ist Bruckmann selbständiger Anlagenbauer und deckt mit seiner in Lonnerstadt beheimateten Firma von der Planung bis zur Endmontage ein breites Leistungsspektrum für vermahlungsverarbeitende Betriebe ab.Erst vor wenigen Wochen reiste er nach Indonesien, wo er wie zuvor in einigen Ländern Afrikas und in Estland nach passgenauen Lösungen für dortige Müllereibetriebe suchte. Das Müllereihandwerk ist für Bruckmann eher Berufung als schnöder Beruf um des bloßen Broterwerbs willen. Deshalb war der Kauf der vom Verfall bedrohten Mühle in Lonnerstadt für Bruckmann auch eine Herzensangelegenheit: „Die Mühle ist ein einzigartiges Denkmal, das unbedingt erhalten werden muss.“

Mit glänzenden Augen spricht er über ihren Walzstuhl aus Porzellan, der inzwischen großen Seltenheitswert besitzt. Seit gut einem halben Jahr investiert Bruckmann freie Abende und Wochenenden in die Renovierungsarbeiten. Auch wenn das laufende Budget des Denkmalamts stark zusammengestrichen worden ist, hat er die Hoffnung auf finanzielle Zuschüsse noch nicht endgültig aufgegeben.

Zumal die zuständigen Gutachter den besonderen historischen Wert der Mühle längst beglaubigt haben und diese daraufhin unter Denkmalschutz gestellt haben.

Wenn die Gemeinde Lonnerstadt im kommenden Jahr ihr 1 100. Gründungsjahr begehen und standesgemäß feiern wird, hofft Bruckmann auf eine im neuen Glanz erstrahlende Mühle. „Es ist unser großes Ziel , die Mühle im nächsten Jahr in Betrieb zu nehmen“, sagt Bruckmann. Aus diesem Grund wird in fünf Wochen ein großes stählernes Wasserrad eingebaut werden, das in naher Zukunft einmal sämtliche Maschinen in der Mühle betreiben soll. Eine kommerzielle Nutzung wäre indes fern jeder betriebswirtschaftlichen Vernunft, so dass Bruckmann eher ein Museum vor Augen steht, in dem alle Interessierte Einblicke in dieses traditionsreiche Handwerk nehmen können. Eine wichtige Etappe auf diesem Wege wird nun von Wolfgang Strakosch in Angriff genommen. Der historische Mühlenbauer behaut den neuen Mühlstein und bringt mit dem Meißel die nötigen Furchen ein. „Es ist ein Basaltlavastein aus der Eifel, der wegen seiner selbstschärfenden Eigenschaften für Mühlen hervorragend geeignet ist“, erklärt Strakosch. Es ist ein altehrwürdiges Hadwerk, das heute gleichwohl nur noch von wenigen beherrscht wird. Allerdings besteht Anlass zur Hoffnung, dass Strakosch und Bruckmann den Staffelstab dereinst weitergeben werden können. Seit wenigen Wochen bildet Paul Bruckmann mit Frank Iftner einen Azubi zum Anlagenbauer aus. „Mich hat der Beruf einfach interessiert“, gibt Iftner eine einfache wie einleuchtende Erklärung. Er ging Wolfgang Starkosch schon mit Geschick und Eifer zu Hand.


von: Von: Christoph Hägele
infranken.de