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Mit historischem Hammer zum Mehl

Deutschlands letzter Naturmühlsteinbauer unterstützt die Sanierung der Lonnerstadt-Mühle

Bald mahlt sie wieder: Paul Bruckmann und seine Frau Regina richten - wie ausführlich berichtet - die alte Mühle an der Kleinen Weisach in Lonnerstadt wieder her. Jetzt konnten sie den letzten Natursteinmühlsteinbauer Deutschlands dafür gewinnen, ihnen zu helfen. Er nutzt historisches Werkzeug und bewahrt eine 1000 Jahre alte Handwerkskunst.

LONNERSTADT - Wolfgang Strakosch setzt den Hammer an.

Das historische Gerät erinnert ein bisschen an einen Fleischklopfer, aber es kann noch viel mehr - jedenfalls in den Händen von Deutschlands letztem Naturmühlsteinbauer. Wolfgang Strakosch schlägt gerade die Mahlfurchen in einen Basaltlavastein. Der soll in der Lonnerstadter Mühle bald - natürlich zusammen mit seinem Gegenstück - Körner zu Vollkornmehl zerkleinern. «Aus dem Schrot können wird dann leckeres Brot backen», sagt Mühlenbesitzer Paul Bruckmann voller Vorfreude.

Der gelernte Müller hat den alten Handwerksbetrieb Anfang des Jahres gekauft und seither schon viel Zeit und Mühe investiert. Sein Plan, das Gebäude zu sanieren, ist mit dem Amt für Denkmalschutz abgesprochen. In der Lonnerstadter Mühle, die schon 1695 errichtet wurde, herschte noch bis vor 30 Jahren reger Betrieb. Ende der 1970er Jahre allerdings musste sie schließen. Die Produktion war nicht mehr rentabel.

"Nach dem Ersten Weltkrieg gab es noch rund 50.000 Mühlen in Deutschland, nach dem Zweiten waren es 17.500 und heute sind es nur noch nur 500 Betriebe in Deutschland", sagt Bruckmann. Oft seien es hochmoderne «Betonbunker» mit technisierten Abläufen.

Davon ist die Lonnerstadter Mühle natürlich weit entfernt.

Heute möchte Wolfgang Strakosch die Basaltlavasteine aus der Eifel einbauen, die er in stundenlanger Handarbeit geschärft hat. Tatkräftige Hilfe bekam er dabei von Frank Iftner.

Der 19-Jährige ist seit September bei Bruckmann in der Lehre. «Ich finde es toll, jetzt auch mal das historische Handwerk kennenzulernen», sagt er.

Eine solche Chance bekommen nicht viele junge Leute. Schließlich ist Strakosch derzeit der letzte Naturmühlsteinbauer Deutschlands. Wohnhaft in Dillingen an der Donau bereist er Bayern und Baden-Würtemberg und übt sein Handwerk aus. Gelernt hat er die über 1000 Jahre alte Technik von alten «Mühlenärzten», wie sie früher hießen. «Eine Mühle galt als lebendig», erklärt Strakosch, «weil sie sich ja bewegte». Es soll sogar kleine Streits mit Medizinern gegeben haben, wer den härteren Beruf habe. «Der jüngste dieser Handwerkskünstler ist heute 88 Jahre alt, die anderen wären schon um die 100. Ich bin viel mit ihnen umhergezogen und habe so mein Wissen erweitert.» Kein Wunder, dass Lehrling Iftner da wissbegierig mithämmert.

Wenn die Gemeinde Lonnerstadt im nächsten Jahr ihr 1100-jähriges Bestehen feiert, dann soll der Mahlgang schon laufen, angetrieben vom Wasserrad in der Kleinen Weisach. Auch dessen Einbau ist derzeit im vollen Gange und wird voraussichtlich im Oktober abgeschlossen sein. Zum Gemeindejubiläum ist die Mühle zwar noch nicht wieder voll in Schuss - das wird wohl bis 2013 dauern - aber: Nach leckerem Brot wird es aus dem Gebäude dann wohl schon duften.


Claudia Freilinger (Text und Foto)
© NORDBAYERISCHE NACHRICHTEN, HERZOGENAURACH, HÖCHSTADT